Weihnachten 2024
DIE GESCHWUNGENE SPUR
Der eisige Wind pfiff Paul um die Ohren, während er sich langsam auf seinen Touren-Skiern bergan durch den tiefen Schnee kämpfte. Der Himmel war schwarz, und nur die Sterne beleuchteten die schneebedeckten Berge – es war Neumond. Es sollte eigentlich eine einfache Tour werden: hoch zur Berghütte seiner Familie, die letzte Nacht vor Weihnachten in Ruhe und allein verbringen, und am Morgen ins Tal hinabfahren, rechtzeitig zum Fest. Er kannte den Weg gut, war ihn tagsüber zahllose Male gegangen. Doch jetzt, mitten in der Nacht, war er vollkommen desorientiert.
Er zog die Kapuze enger und versuchte, die Karte auf seinem Handy zu entschlüsseln. Aber der Empfang war miserabel, und der Akku begann zu blinken. „Verdammt“, flüsterte er, als das Gerät sich mit einem letzten Vibrieren verabschiedete. Er schaute zurück und bemerkte die geschwungene Spur, die seine Ski im frischen Schnee hinterlassen hatten – eine elegante L-Form, die wie eine Botschaft aussah. „Ein L für Lebensmüde“, dachte Paul bitter. Was war das nur für eine Idee gewesen, mitten in der Nacht auf Skiern in die Berge zu wollen?
Die Kälte kroch in seine Knochen, und er wusste, dass er bald eine Entscheidung treffen musste. Weitergehen oder hier warten und hoffen, dass es bald hell würde? Er entschied sich fürs Weitergehen. Alles war besser als auszuharren und sich Erfrierungen zu holen. Zur Hütte konnte es eigentlich nicht mehr so weit sein. Wann war er endlich da? Gerade, als er die Hoffnung aufgeben wollte, bemerkte er ein schwaches, warmes Licht zwischen den Bäumen. „Die Hütte!“, rief er. Endlich! Doch warum brannte darin Licht? Und überhaupt: Ihre Familienhütte stand auf einer kleinen Bergkuppe mit freiem Blick und nicht zwischen den Bäumen wie diese hier. Er kämpfte sich durch den Schnee, bis er schließlich vor der kleinen Berghütte stand.
Als er die Tür öffnete, schlug ihm der Duft von Bratäpfeln und Kakao entgegen. Er hörte ein Feuer knistern. Paul zögerte. Wer sollte mitten in der Nacht hier sein? Doch dann hörte er eine tiefe Stimme: „Komm schon rein, bevor du noch erfrierst!“ Paul blieb wie angewurzelt stehen. Dann zog er die Tür hinter sich zu und trat über die Schwelle. Vor ihm saß niemand Geringeres als der Weihnachtsmann. Oder zumindest jemand, der genauso aussah: Ein großer Mann mit rotem Mantel, einem weißen Bart und funkelnden Augen, die wie die Polarlichter leuchteten.
„Äh, guten Abend“, stammelte Paul, unsicher, ob er träumte oder halluzinierte. Der Mann lachte. „Guten Abend, mein Junge. Setz dich, wärm dich auf. Du siehst aus, als hättest du eine beschwerliche Nacht hinter dir.“ Paul sank auf einen Stuhl, und der Weihnachtsmann drückte ihm eine dampfende Tasse in die Hände.
„Was machst du hier oben?“, fragte Paul schließlich. Der Mann lächelte und zeigte auf eine Kiste, die neben dem Kamin stand. „Ich hole ein paar letzte Geschenke ab. Click & Collect – weißt du, spart Zeit. Die Hütte hier ist einer meiner Abholpunkte. Aber erzähl mir, wie bist du hier gelandet?“
Paul schilderte ihm seine Geschichte, während er Kakao trank und langsam wieder Gefühl in seinen Händen und Füßen bekam. Der Weihnachtsmann hörte geduldig zu, nickte und sagte schließlich: „Manchmal führen uns unsere Wege genau dorthin, wo wir sein sollen. Auch wenn sie seltsam geschwungen sind.“ Er zwinkerte Paul zu, griff nach einem uralten Kompass auf dem Tisch und reichte ihn ihm. „Hier, der hilft dir, zurückzufinden. Und denk dran, manchmal ist das, was du suchst, nicht das Ziel, sondern der Weg dorthin.“Als Paul die Hütte am Morgen verließ, dämmerte es. Die Spur im Schnee – sein geschwungenes L – war noch da, und daneben waren große, runde Fußabdrücke. Und auf einmal wusste er, wofür das L in Wahrheit stand: für Liebe. Er schaute zurück zur Hütte, doch sie war verschwunden. Alles, was blieb, war der Kompass in seiner Hand – und die Wärme, die sich tief in seinem Herzen ausgebreitet hatte.
Wir wünschen Ihnen eine besinnliche Weihnachtszeit, hoffnungsvoll und dankbar.
Möge der Glanz dieser Tage nicht nur in unseren Häusern, sondern auch in den
Herzen aller Menschen auf der Welt erstrahlen und Frieden einkehren lassen.
Ihre Familie Lantzerath und alle Mitarbeitenden der Lantzerath-Group